Insel-Hopping im grössten Archipel der Welt
Wenn ich meine Reise durch das finnische Schärenmeer in drei Worten beschreiben müsste, muss ich nicht lange nachdenken: Weite, Ruhe und Gelassenheit.
Als mich Visit Finland und Glur Reisen einladen, eine kleine Gruppe ans finnische Schärenmeer zu begleiten, bin ich überrascht. Weniger über die nette Einladung, als vielmehr über mich selbst.
Wie wahrscheinlich viele andere auch muss ich gestehen: Ich weiss nicht viel über das finnische Schärenmeer. Neugierig stimme ich also zu und fliege in den Norden.
Von Helsinki fahren wir zunächst nach Turku, einer kleinen Hafenstadt im Südwesten Finnlands. Während auf dem Stadtfluss Aura gemütlich die Fischersboote schaukeln, strahlt die Sonne die prachtvollen Fassadenhäuser im Jugendstil am gegenüberliegenden Ufer an. Ab und zu werden diese von einfachen Stein- und Holzhäusern abgelöst. Wir spazieren über den Marktplatz, am Dom vorbei, und mir weht das erste Mal eine kühle Meeresbrise ins Gesicht.
Der nächste Tag: Mit einem kleinen Bus geht es weiter, an schier endlosen Tannen- und Birkenwäldern vorbei. Das ganze Land sei damit bedeckt, sagt unsere Reiseleiterin. Das erste Übersetzen mit der Fähre führt uns in die Meeresenge Korpoström. Am «Tor zu den Schären» lasse ich mir mein erstes Smörgåsbord mit gesalzener Butter schmecken, in einem typisch falunroten Haus direkt am Wasser. Danach wird sauniert. Skandinavischer geht es nicht, denke ich – ohne zu wissen, dass dies nur ein kleiner Vorgeschmack des Ganzen ist.
Finnlands Archipel besteht aus 20 000 kleineren und grösseren Inseln, den «Schären». Mitten hindurch zieht sich der «Archipelago Trail». Mit dem Anwerfen der Bootsmotoren folgen wir dieser Route. Vor uns erstreckt sich die funkelnde Wasseroberfläche, nur durchbrochen von vereinzelten Inseln, die sich aus dem Meer erheben. Ein Anblick, der mich die nächsten Tage beim «Insel-Hopping» begleitet.
Erster Stopp: Aspö, ein kleines Eiland, das in mir Erinnerungen an Astrids Lindgrens «Ferien auf Saltkrokan» weckt. Rote Wohnhäuser und malerische Bootshütten zieren die Insel, auf der gerade einmal elf Menschen wohnen. Monika zählt zu den Bewohnern. Sie ist eine muntere, ältere Frau, die uns frische Fischbrote anbietet. Als «Paradise» beschreibt sie mir ihre Heimat – eine Bezeichnung, die zutrifft.
Ebenso paradiesisch ist die kleine Schäre Källskar, die wir zu Fuss erkunden. Ab und zu pflücke ich mir wilde Blaubeeren am Wegesrand. Über grünlich und rötlich schimmernde Steine gelangen wir bis ans andere Ende der Insel, wo wir mit Blick auf das Meer einen Moment innehalten und die Stille der Natur auf uns wirken lassen.
Bose, unser Bootsmann, führt uns anschliessend nach Kökar. Hier geht es schon deutlich belebter zu: Die Insel hat ein eigenes Restaurant, eine Schule, einer Apfelfarm und eine Bäckerei, in der uns Oscar und Susanna ihr gesüsstes Knäckebrot reichen. Dann geht es weiter nach Mariehamn. Die «Hauptstadt» des Archipels liegt auf Åland, der wohl grössten Insel des Gebiets, die politisch autonom ist. Prunkvolle Segelschiffe schmücken das Ufer der Stadt. Im Zentrum liegen der pittoreske Marktplatz und die Einkaufsstrasse, auf der Leute ganz ohne Hektik flanieren. Nach einem kurzen Halt fahren wir in den Norden der Insel zum Hotel Havsvidden und lassen den Abend bei einem Weisswein ausklingen. Wir geniessen den Sonnenuntergang, der das Wasser rötlich schimmern lässt und die Tannen davor in dunkle Schatten taucht.
Am nächsten Morgen erreichen wir die Silverskär Inseln und machen auf der Champagner-Insel Halt, in deren Nähe 2010 Flaschen mit dem ältesten, noch trinkbaren Champagner der Welt geborgen wurden – per Zufall bei einem Tauchgang. Jedes Eiland birgt seinen eigenen Schatz, ist vielseitig und einzigartig. Während die Champagner-Insel klein und steinig ist, sind andere Schären grösser und von Tannen bedeckt. Manche sind gänzlich unberührt, auf anderen entdecke ich vereinzelnd Wohn- und Ferienhäuser.
Es ist nur noch eine Nacht auf Åland, bevor wir mit Viking Line zurück nach Turku reisen. Ich fühle mich entschleunigt und dankbar für die neuen Eindrücke, die mir dieser Teil der Erde beschert hat. Noch immer bin ich beeindruckt von seiner überwältigenden Natur. Und dem Gefühl von Weite, Ruhe und Gelassenheit.
- Segelschiff im maritimen Viertel von Mariehamn
- Schäre der Silver Island
- Finnisches Schaerenmeer
- Finnisches Schaerenmeer